Mittwoch, 6. Oktober 2010

Andere Länder, andere Sitten

Wenn man in ein anderes, vor allem außereuropäisches Land geht, ist man sich meistens bewusst,dass dort vieles etwas anders läuft als zuhause. Auch mir war das bewusst, weshalb ich einiges über Sitten und Bräuche in Indien gelesen habe, um mich auf die Zeit hier vorzubereiten. Mir war auch bewusst, dass das, was in Reisehandbüchern und ähnlichem nach dem Prinzip: "In Indien macht man das so" oder "Die Inder denken so" zu lesen ist, immer Verallgemeinerungen sind und natürlich auch immer subjektiv. Trotzdem mir das alles klar war, ist es jetzt, wo ich hier in Madurai bin, nochmal ganz anders. Ich merke, dass viele Hinweise, wie man sich in dieser einem selbst fremden Kultur verhalten sollte, eben nur Hinweise sind. So wie ein Straßenschild, das die Richtung angibt, noch nicht sagt, wie man zum angezeigten Ziel gelangt, wie es dort aussieht, wie es sich anfühlt, dort zu sein, wie beschwerlich der Weg ist und wieviel Benzin man braucht, um dort hin zu gelangen. Indien ist nicht gleich Indien und Inder sind nicht gleich Inder. Jeder Inder, wie auch jeder, der Indien besucht, kommt mit ganz unterschiedlichen Erfahrungen, Ansichten, Prägungen etc. und so empfindet auch jeder bestimmte Situationen anders. Manche der Leute hier in Madurai, mit denen ich bisher in Berührung gekommen bin, hatten schon oft Kontakt zu Europäern und geben einem die Hand, sprechen einen auf Englisch an, Nicken sogar mit dem Kopf, um Zustimmung auszudrücken und sagen nur kurz Hallo, wenn man sich auf dem Weg begegnet und laufen dann einfach weiter. So läuft es bisher meistens auf dem Gelände des TTS, wo regelmäßig Studenten oder freiwillige Helfer aus dem Ausland eine Zeit lang leben. Andererseits begegnen einem aber auch Menschen, die einen auf der Straße, in einem Laden oder in einem Imbiss unentwegt anstarren, die so gut wie kein Englisch sprechen, Kinder, die einem auf der Strasse "Hi! How are you?" hinterher rufen und dann wie verückt Kichern, die sich unbedingt mit einem  weißen Menschen fotografieren wollen, die denken, man stimme zu, wenn man mit dem Kopf schüttelt, weil hier alle unentwegt mit dem Kopf hin und her wackeln, um Zustimmung auszudrücken. Alles das ist gewöhnungsbedürftig, klar, aber es bringt mich immer mehr dazu, zu lernen, wie diese Menschen denken und was sie mit hrer Mimik und Gestik ausdrücken wollen, ich will so viel Tamil lernen, wie ich es schaffe und mir wirklich langsam mal dieses Kopfwackeln angewöhnen.
Meine Botschaft an alle meine Leser lautet an dieser Stelle also ganz  folgerichtig: Alles, was ich hier schreibe, sind meine persönlichen Eindrücke und Erfahrungen mit den Menschen, die ich treffe, an den Orten,an denen ich mich aufhalte, mit meinen Ansichten und Prägungen,die zu meinen subjektiven Gedanken darüber führen. Ich bin mir dessen bewusst und hoffe, dass ihr es auch seid.

das Guest House des TTS

Die Terrasse vorm Guest House

Dieses Bild haengt auf der Terrasse vom Guest House. Ich mag es sehr gerne.

Das Guest House

Nun noch einiges zu meinen letzten Tagen hier in Madurai:

Seit ein paar Tagen gehen Johanna und ich zum Mittagessen in die Mensa vom TTS. Erst hatten wir befürchtet, dass es uns zu scharf sein würde. Aber es ist wirklich lecker! Es gibt eigentlich immer Reis mit
unterschiedlichen Saucen, Gemüse und manchmal auch Fleisch. Beim ersten Mal fand ich es besonders schön. Einer der Studenten hier, Sam (eigentlich P. Samraj, glaube ich zumindest), hat uns alles gezeigt: Wo man seinen Teller her bekommt, wo man den Teller und seine Hände wäscht, wie man das Essen mischt und wie man mit den Fingern isst. Außerdem hat ein anderer Student dort laut verkündet, dass jetzt zwei deutsche Studentinnen da wären und wie wir heißen und dann sollten wir aufstehen und viele haben geklatscht und gewunken und uns willkommen geheißen. Das war wirklich sehr schön und ich habe mich wiklich willkommen gefühlt. Nur an einem Tag war es etwas unagenenehm. da gab es Hühnchen, aber es war leider hauptsächlich Knorpel und Knochen. Ich hatte das leider erst bemerkt, als ich es schon im Mund hatte und war ziemlich
angewidert. Naja, ich habe mir (hoffentlich) nichts anmerken lassen und habe so lange vor mich hingekaut, bis unsere Tischnachbarn gegangen waren und habe es dann wieder ausgspuckt. Ich konnte es einfach nicht schlucken!

Sonntag Abend um 18 Uhr waren wir beim Gottesdienst. Die Lieder waren fast alle auf Tamil und klangen sehr schön. Die Predgt war auch auf Tamil und ging ziemich lange, wodurch dass Auf-Dem-Boden-Sitzen leicht anstrengend wurde. Es gab auch ein furchtbar niedliches Kinderprogramm, bei dem zuerst ein Mädchen zu einem tamilischen Lied ganz wunderschön getanzt hat und danach einige Kinder etwas unkoordiniert aber umso niedlicher zu dem englischen christlichen Lied "Trading My Sorrows (Yes Lord)" getanzt haben. Nach der Predigt wurde das Abendmahl gefeiert, was sehr schön war. Ich habe das wirklich genossen. Zum Schluss wurden wir nochmals offiziell von Kerstin, der deutschen Dozentin vorgestellt.

Eine richtige Odyssee haben wir auch schon erlebt: Wir mussten einen Laden finden, in dem es Toilettenpapier gibt. Wir haben es nach 2 Tagen geschafft und hier ist das Objekt der Begierde:

>The Most Luxurious Toilet Tissue< ... ???

Nun, soweit erstmal. Das waren ein paar der interessantesten Erlebnisse der letzten Tage. Bald mehr.

2 Kommentare:

  1. Ich stell mich Dir vor, wie Du kopfwackelnd durch Madurai läufst, und freu mich schon auf eine wackelnde Steffi!
    Herzlichen Glückwunsch auch zum Klopapier!!

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  2. Danke, danke! Das ist hier sehr wertvoll!
    Ich glaube, ich werde auch in Deutschland noch eine ganze Weile wackeln....

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